Mareike Boccola: Eine Unternehmerin mit globaler Perspektive und lokalem Herz

Mareike Boccola ist eine inspirierende Persönlichkeit in der Welt des deutschen Mittelstands. Als geschäftsführende Gesellschafterin des Familienunternehmens Hauschild SpeedMixer GmbH & Co KG hat sie gemeinsam mit ihrem Ehemann Fabio Boccola das Unternehmen ihres Vaters nicht nur erfolgreich in die nächste Generation geführt, sondern auch international ausgebaut. Ihre Karriere ist geprägt von internationalen Erfahrungen in Metropolen wie Peking und Abu Dhabi, einem tiefen Verständnis für kulturelle Vielfalt und einer klaren Vision für Innovation und Nachhaltigkeit im Spezialmaschinenbau. Dieser Artikel beleuchtet Mareike Boccolas Lebensweg, ihre beruflichen Meilensteine und ihre Rolle als moderne Unternehmerin, die Tradition und Fortschritt vereint.
Frühe Jahre und Ausbildung
Mareike Boccola wurde in Hamm, Nordrhein-Westfalen, geboren und wuchs in einer Familie auf, die eng mit dem Unternehmen Hauschild Engineering verbunden war. Ihr Vater, Gerd-Ulrich Schmidt, gründete das Unternehmen 1974, das sich auf die Entwicklung und Produktion von Labormischgeräten spezialisierte. Obwohl Mareike mit dem Unternehmen aufwuchs, war es für sie keineswegs selbstverständlich, in die Fußstapfen ihres Vaters zu treten. „Mir war schon immer sehr wichtig, dass ich nicht einfach als Tochter ins Unternehmen einsteigen wollte. ‚Tochter von‘ ist ja zunächst keinerlei Qualifikation,“ sagte sie in einem Interview mit der INTES Akademie.
Nach ihrem Abitur in Hamm studierte Mareike Betriebswirtschaftslehre, eine Entscheidung, die ihr eine solide Grundlage für ihre spätere Karriere bot. Ihr Vater hatte ursprünglich eine Bankausbildung für sie im Sinn, doch Mareike entschied sich für ein direktes Studium, um ihre eigenen Wege zu gehen. Schon früh zeigte sich ihr Drang, die Welt zu erkunden, und ihre Leidenschaft für Reisen und interkulturelle Erfahrungen prägte ihren beruflichen Werdegang.
Internationale Karriere: Von München nach Peking und Abu Dhabi
Nach Abschluss ihres Studiums begann Mareike Boccola ihre Karriere in einem technologieorientierten Start-Up in München, wo sie im Bereich Marketing für Wasseraufbereitung tätig war. Diese erste Station bot ihr die Möglichkeit, unternehmerisches Denken in einem dynamischen Umfeld zu erlernen. Doch ihr „Reise-Gen“, wie sie es selbst nennt, trieb sie weiter. Sie zog nach Peking, China, wo sie vier Jahre lang das Landesbüro des Unternehmens aufbaute und leitete. Diese Aufgabe war besonders herausfordernd, da sie als junge Frau ein Team von Männern in einer für Europäer fremden Kultur führte. „Mit 25 eine mutige Entscheidung zu treffen und nach China zu gehen, um ein Team aufzubauen, war eine prägende Erfahrung,“ erzählt sie im Podcast „Hand aufs Herz“.
In Peking lernte sie ihren Ehemann Fabio Boccola kennen, einen Ingenieur mit internationaler Erfahrung in der Industrieautomation. Gemeinsam zogen sie später nach Abu Dhabi, wo Mareike sechs Jahre lang für einen spanischen Großkonzern arbeitete. Diese Zeit im Ausland brachte nicht nur berufliche Herausforderungen, sondern auch persönliche Meilensteine: Das Paar gründete eine Familie, und die Geburt ihrer zwei Töchter verstärkte den Wunsch, langfristig Wurzeln zu schlagen.
Während ihrer Zeit in China und Abu Dhabi stand Mareike vor kulturellen Herausforderungen, insbesondere in Ländern wie Japan und Südkorea, wo sie oft als Assistentin oder Sekretärin wahrgenommen wurde. „Offene Kommunikation und klare Aufgabenverteilung waren entscheidend, um diese Hindernisse zu überwinden,“ erklärt sie. Ihre Fähigkeit, sich in unterschiedlichen kulturellen Kontexten zu behaupten, und ihre Sprachkenntnisse – sie spricht fünf Sprachen – machten sie zu einer idealen Kandidatin, um das Familienunternehmen später international auszurichten.
Die Rückkehr nach Hamm und die Unternehmensnachfolge
Im Jahr 2012 erhielt Mareike einen Anruf von ihrem Vater, der alles verändern sollte. Er plante, sich in den Ruhestand zurückzuziehen, und stellte ihr die Frage, ob sie und ihr Mann das Familienunternehmen übernehmen möchten oder ob er es verkaufen solle. „Ein Verkauf kam für mich irgendwie nicht infrage,“ erinnert sich Mareike. Die Entscheidung, nach Hamm zurückzukehren, war jedoch nicht leicht. Nach Jahren im Ausland und einem Leben in globalen Metropolen bedeutete die Rückkehr in die Kleinstadt Hamm einen erheblichen Wandel. Dennoch sah das Paar in der Übernahme von Hauschild eine Chance, ihre beruflichen Fähigkeiten einzubringen und das Unternehmen weiterzuentwickeln.
2013 kehrte das Paar nach Deutschland zurück, und 2015 übernahmen Mareike und Fabio Boccola offiziell die Leitung der Hauschild SpeedMixer GmbH & Co KG. Mareike übernahm die Verantwortung für Vertrieb, Marketing und Kommunikation, während Fabio als CEO die technische Entwicklung und das operative Geschäft leitete. Die klare Aufgabenverteilung und die Nutzung ihrer jeweiligen Stärken waren entscheidend für den Erfolg der Nachfolge. „Klare Aufgabenverteilung und Verantwortlichkeiten, offene Kommunikation und das Gesamtziel im Blick zu behalten – das ist unser Rezept,“ betont Mareike.
Die Übernahme war nicht ohne Herausforderungen. Mareike und Fabio mussten sich das Vertrauen der Belegschaft verdienen, die über Jahrzehnte unter der Führung von Gerd-Ulrich Schmidt gearbeitet hatte. „Dieser Weg, erst ganz unten anzufangen und so die Anerkennung und das Vertrauen der Belegschaft zu gewinnen, war goldrichtig,“ sagt Fabio Boccola. Die Einführung moderner Strukturen, wie eines detaillierten Organigramms und institutionalisierter Kommunikationswege, brachte frischen Wind in das Unternehmen, ohne die familiäre Kultur zu verlieren, die Mareikes Vater etabliert hatte.
Hauschild SpeedMixer: Ein Weltmarktführer aus Hamm
Hauschild SpeedMixer GmbH & Co KG, mit Sitz in Hamm, ist seit 1974 ein Pionier im Bereich rührwerkloser Hochgeschwindigkeitsmischer, die in Labors, Forschung und Entwicklung weltweit eingesetzt werden. Die patentierten Mischgeräte, basierend auf der Dual Asymmetric Centrifuge (DAC)-Technologie, ermöglichen effiziente und homogene Mischprozesse ohne Rührwerkzeuge. Das Unternehmen ist Weltmarktführer in diesem Segment und beliefert Kunden in über 40 Ländern, von der Kosmetikindustrie bis hin zu Forschungsinstituten wie dem Fraunhofer-Institut.
Unter der Leitung von Mareike und Fabio Boccola erlebte das Unternehmen eine Phase der Modernisierung und internationalen Expansion. Besonders bemerkenswert ist die Gründung einer eigenen Vertriebsgesellschaft in den USA im Jahr 2020, inmitten der Corona-Pandemie. Die USA sind mit rund 70 Prozent Umsatzanteil der wichtigste Markt für Hauschild. „Zu klein gibt’s nicht,“ sagt Mareike selbstbewusst. „Entscheidend ist, dass der Markt passt.“ Die Entscheidung, in Detroit, Michigan, einen Standort zu eröffnen, war strategisch klug, da die Region eine hohe Dichte an Unternehmen bietet, die die Mischgeräte nutzen können.
Bewältigung von Krisen: David gegen Goliath
2020 stand Hauschild vor einer existenziellen Krise, als der langjährige US-Distributor vertragswidrig eigene Geräte unter dem Namen „Speed Mixer“ auf den Markt brachte. Dies führte zu einem Einbruch des USA-Geschäfts, das fast 70 Prozent des Produktionsvolumens ausmachte. Mareike und Fabio entschieden sich, gegen den amerikanischen Konkurrenten vorzugehen – ein „David-gegen-Goliath-Gefecht“, wie Mareike es nennt. Neben einem dreijährigen Gerichtsprozess, der mit einem Vergleich endete, investierten die Boccolas in die Stärkung der Forschungs- und Entwicklungsabteilung und brachten 2021 eine neue Generation „smarter“ Mischgeräte auf den Markt. Diese Geräte bieten IoT-Anbindung, App-Steuerung und hohe Automatisierung, was Hauschild wieder an die Spitze des Marktes katapultierte.
Mareike Boccola spielte eine Schlüsselrolle in der Kommunikation und Sichtbarkeit des Unternehmens. Durch ihre Präsenz auf internationalen Messen und ihre Nutzung moderner Kommunikationskanäle wie LinkedIn, Instagram und TikTok machte sie die Marke Hauschild SpeedMixer weltweit bekannt. „Besonders für ein Familienunternehmen wie Hauschild ist es wichtig, nicht ‚Hidden Champion‘ zu bleiben,“ erklärt sie. Ihre Fähigkeit, komplexe technische Inhalte für ein breites Publikum zugänglich zu machen, hat maßgeblich zur globalen Wahrnehmung des Unternehmens beigetragen.
Balance zwischen Beruf und Privatleben
Als Mutter von zwei Töchtern und Unternehmerin steht Mareike Boccola vor der Herausforderung, Beruf und Familie zu vereinbaren. Sie und Fabio haben bewusst entschieden, nicht zu pendeln, um mehr Zeit mit ihren Kindern zu verbringen. „Die Unterstützung durch meine Familie und meinen Mann ist von zentraler Bedeutung,“ sagt sie. Die klare Trennung von beruflichen und privaten Rollen sowie eine unterstützende Partnerschaft ermöglichen es ihr, die Balance zu finden.
Mareike betont auch die Vorteile von Hamm als Lebensmittelpunkt. „Die Stadt ist so grün, man hat kurze Wege, gerade für junge Familien finde ich sie perfekt,“ sagt sie in einem Interview mit WA.de. Dennoch vermisst sie das kulturelle und kulinarische Angebot größerer Metropolen, was sie durch regelmäßige Geschäftsreisen kompensiert, die ihr „Reise-Gen“ befriedigen.
Gesellschaftliches Engagement und öffentliche Präsenz
Neben ihrer Rolle als Unternehmerin engagiert sich Mareike Boccola auch gesellschaftlich. Sie ist Mitglied im Förderverein der Stephanusschule Heessen und im Verein der Freunde des Gymnasium Hammonense. Ihre Teilnahme an der Talkshow „Hart aber Fair“ im Januar 2025 unterstreicht ihre wachsende Präsenz in der Öffentlichkeit. In Podcasts wie „Hand aufs Herz“ und „Soziologische Perspektiven“ teilt sie ihre Erfahrungen als Unternehmerin und Leaderin, inspiriert andere, die Komfortzone zu verlassen, und betont die Bedeutung von Intuition und Mut in der Führung.
Ausblick und Vermächtnis
Mareike Boccola ist ein Paradebeispiel für eine moderne Unternehmerin, die globale Perspektiven mit lokaler Verwurzelung verbindet. Ihre Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu überbrücken, Krisen zu meistern und ein traditionsreiches Familienunternehmen in die Zukunft zu führen, macht sie zu einer inspirierenden Figur. Unter ihrer und Fabios Leitung hat Hauschild SpeedMixer nicht nur seine Marktposition gefestigt, sondern auch neue Maßstäbe in der Branche gesetzt.
Die Geschichte von Mareike Boccola zeigt, dass Erfolg nicht nur von fachlicher Kompetenz, sondern auch von Mut, Offenheit und einer klaren Vision abhängt. Ihre Devise, „Let’s try this,“ spiegelt die amerikanische Macher-Mentalität wider, die sie in Deutschland etablieren möchte. Mit ihrem Engagement für Innovation, Nachhaltigkeit und eine wertschätzende Unternehmenskultur wird Mareike Boccola weiterhin die Zukunft des deutschen Mittelstands prägen.